My Father´s Pray – der aktuelle Song von Sascha Klaar
von Stefan G. Rohr*
Düsseldorf, März 2024: Wir hören ein Lied. Irgendwo, im Radio, als Hintergrundmusik in einem Restaurant, im Supermarkt. Eine schöne Melodie, denken wir. Harmonisch, sinnschmeichelnd, berührend.
Doch dann ist es der Text, der uns nicht mehr loslassen möchte. Diesmal aber nicht das Übliche, nicht Liebe, Laune, Lebenslust. Vielmehr vernehmen wir gerade eine Anklage, eine Warnung, einen Hilferuf.
Zwar in wohlklingende Harmonien verkleidet, mit einem smarten Hang zum Moll, konfrontiert uns das Gehörte dennoch unmittelbar mit der bitteren Realität: Unser Friede ist wieder brüchig geworden, wir sind geradewegs auf der Straße in den Krieg, dorthin, wo Raketen explodieren, Mörser dröhnen, Söhne fallen.
Der aktuell erschienene Jahressong von Sascha Klaar – „My Father´s Pray “ – klingt wohl und ist musikalisch ein wahrer Hörgenuss. Sanft und emotional komponiert, stimmlich einfühlsam interpretiert, trifft der Singer-Song-Writer mit diesem Lied abermals den Geschmack seiner Fans, zudem aber auch mitten ins Herz.
Kombiniert Klaar doch kunstvolle Musik mit einer vehementen Protestschrift, erschafft damit ein Oximoron: die Schönheit einer Melodie im Einklang mit der Hässlichkeit des Krieges.
„So lasst uns beten, für alle Väter und Söhne, dass sie nicht erschossen werden, selbst niemanden erschießen müssen“, lautet, frei übersetzt, eine Zeile des Refrains. Und überdies fragt der Künstler uns unmittelbar und direkt, ob wir denn (wirklich) nichts aus der Vergangenheit gelernt haben.
So einfach dieser Ansatz erscheint, so hart ist die Erkenntnis, dass dem anscheinend nicht so ist, kein Schrecken der zurückliegenden Geschehnisse groß genug gewesen sein könnte, um uns vor neuerlichen Kriegen zu bewahren.
Somit ist das Genre von Sascha Klaars 2024er Jahressong eindeutig besetzt: Als Ode für den Frieden reiht sich das Musikstück in die Gruppe der Antikriegs- und Protestsongs ein.
Wer jetzt denken sollte, dass dieser Ansatz dann doch zu schwarzmalerisch daherkommt, es keiner der uns vertretenden Parteien daran gelegen sein wird, einem neuen Krieg beizutreten, dem sagt Klaar indirekt auch das Folgende: Dein Wort in Gottes Ohr, doch mehren sich leider allzu deutlich die Zeichen des Rüstens und der Kriegsertüchtigung.
Dem Komponisten, Sänger und Texter ist es dabei unwichtig, konkret Verursacher, Schuldige und Opfer zu bestimmen. Für ihn ist derlei von keiner tragenden Bedeutung. Elementar ist für ihn vielmehr die Tatsache, dass jeder gezielte Schuss zwangläufig ein Opfer erzeugt, und es hierbei völlig unerheblich ist, auf wessen Seite dieses beklagt werden muss.
„Es ist von keiner Relevanz, zu welchem Gott Du betest, welche Farbe Deine Haut hat“, umschreibt Klaar diesen Gedanken dann auch in seinem Text und unterstreicht so unmittelbar einen der wichtigsten humanistischen Grundsätze unserer Zeit.
Fast könnte man ihn noch rufen hören: Wehret den Anfängen! Hoffend, dass es nicht doch schon zu spät für ein vorsorgliches Mahnen ist. Mit Bomben, Panzern und Raketen wird bereits agiert. Scheinbar leichtfüßig, könnte man meinen.
So schickt Sascha Klaar in seinem Video zum Song ganz bewusst weiße Tauben gen Himmel. Und dass sein Klavier dabei direkt vor einer alten Burgkanone steht, ist dann auch von all denjenigen als Weckruf zu verstehen, die die Zeichen der Gegenwart nicht wahrnehmen.
Aber nicht nur er als Komponist wird es sich wünschen, dass es nicht schon morgen wieder Väter und Söhne auf einem Schlachtfeld zu beklagen gibt.
Alle Friedliebenden dieser Welt werden es ihm gleichtun. Mit „My Father´s Pray“ ist dem preisgekrönten Musiker wieder einmal ein wunderbarer Song geglückt. Aber eben auch ein schallendes Manifest des Friedens. Wir wären mehr als gut beraten, schenkten wir beiden Komponenten die jeweils notwendige Beachtung.
*Stefan G. Rohr, Romanautor; www.belletristik.online